Seit der Einführung der so genannten Terminservicestellen Ende Januar 2016, zu der das Bundesministerium für Gesundheit die Kassenärztlichen Vereinigungen verpflichtet hat, stellt sich heraus, dass das neue Angebot nicht in der erwarteten Weise genutzt und gebraucht wird. Die KV Hessen bezifferte die Kosten für ihr Gebiet in einer Pressemeldung auf eine Million Euro.
Zehn neue Stellen hat die KV Hessen aus Anlass der neuen Bestimmungen geschaffen, um den Anforderungen des Gesetzgebers gerecht werden zu können. Zwar ist es als Problem längst bekannt, dass Patienten in ihrer Verzweiflung häufig gleich bei mehreren Facharztpraxen Termine vereinbaren (und dann nicht absagen, wenn sie einen wahrgenommen haben), doch durch den Aktionismus des Ministers Gröhe bestand nun Handlungsbedarf. Wer trägt die hohen Kosten? Die Pneumologen interessiert vor allem, wie der zusätzliche Zeitaufwand in ihren Praxen abgegolten werden soll! Zunächst aber wird das Angebot gar nicht angenommen: Wenige Menschen rufen überhaupt die Terminvergabestelle der KV an, von ihnen erfüllen viele dann gar nicht die Voraussetzungen, um vermittelt zu werden. Hinzu kommt, dass Patienten weiterhin gern den direkten Weg gehen, also die Anmeldung in einer Arztpraxis direkt vorziehen – mit der entsprechenden Überweisung mit Dringlichkeitsvermerk vom Hausarzt oder auch nicht. Häufig hat jener auch einen „guten Draht“ zu einem ihm persönlich bekannten Facharztkollegen, was die Suche im Notfall sehr beschleunigen kann. Dieses Gemengelage lässt keine klare Aussagen über den Bedarf, die tatsächliche Vermittlungsdauer und die vielfältigen Gründe für Ärger bei Akutpatienten, die dann doch mal lange warten mussten, zu. Schließlich ist ja auch die Niederlassungsdichte je nach Fachgebiet und nach Stadt und Land ganz unterschiedlich.
Für die Kolleginnen und Kollegen im Berufsverband der Pneumologen in Hessen e.V. ist festzustellen, dass der landesweite Trend auch für unseren Fachbereich gilt: Die Terminservicestelle wird wenig genutzt, ein direkter Kontakt zwischen Notfallpatient und Praxis wird bevorzugt und ist die Regel. Erfahrungen aus einer spontanen Befragung unseres Landesverbandes unter den Mitgliedern zeigen nämlich, dass im Durchschnitt (Stand 13. April) bislang 21 Termine für solche besonderen Fälle vergeben worden sind, von denen gerade mal etwas mehr als zehn Prozent durch die Terminservicestelle vermittelt worden waren, darunter sogar noch Patienten aus dem falschen Fachgebiet und ohne Dringlichkeit. Es handelt sich hier nicht um eine repräsentative Umfrage, dennoch lässt sich eine klare Tendenz ablesen.
Pro Terminvergabe durch die neu eingerichtete Vermittlung bei der KV Hessen entstehen Kosten in Höhe von 107 Euro (aus einer Pressemeldung der KV Hessen: „Geld, das der Patientenversorgung fehlt“), dem gegenüber erhält die behandelnde Ärztin oder der Arzt lediglich ein Honorar von etwa 35 bis 45 Euro. Dabei ist der Mehraufwand für das Praxismanagement erheblich, um Terminkontingente für die Vergabe durch die KV frei zu halten.
Die Pneumologen in Hessen verlangen darum, dass dieser Unsinn aufhört! Der Bedarf ist nicht vorhanden, die direkte Terminvergabe funktioniert in wirklichen Notfällen in der Regel durchaus sehr schnell und das verschwendete Geld ließe sich andernorts sinnvoller verwenden. Warum also Terminservicestellen? Mit der KV, die zwar zähneknirschend der Gesetzeslage nachgekommen ist, das neue Verfahren aber eigentlich ablehnt, ziehen wir dabei an einem Strang.
Der Vorstand des Berufsverbands der Pneumologen in Hessen e.V. möchte den Vereinszusammenhalt nutzen, um die Praxisabläufe, die Versorgung dringlicher Patientenbedürfnisse und die Kostenstruktur stetig zu optimieren. Was uns durchaus verbesserungswürdig erscheint, ist die Termindisziplin der Patientinnen und Patienten – Terminausfälle sind ein bemerkenswerter Kostenfaktor, das sind unnötige Leerläufe, die jede lungenfachärztliche Praxis liebend gern mit Notfällen auffüllen würde. Aus Anlass der neuen Situation sollten insbesondere die Leerläufe und Lücken, die durch No-shows entstehen, also durch nicht erscheinende Patienten, vermieden werden – Frustrationen für das gesamte Praxispersonal und hohe Kosten, die so unnötig sind! Darum fordern wir unsere Mitglieder auf, gemeinsam Konzepte zu erarbeiten, wie Verdienstausfälle und Ärger in Zukunft vermieden werden sollen. „Schwarze Listen“ für Personen, die mehrfach nicht absagen, oder Mahnschreiben für Ausfallhonorare – wir sammeln gern Ihre Ideen, die wir bei einem der nächsten Treffen zur Diskussion stellen würden.
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